
Die Megatrends in der industriellen Produktion können sich im Laufe der Zeit ändern, aber es gibt einige anhaltende Entwicklungen, die die Industrie in Deutschland und weltweit prägen. Hier sind einige der Megatrends in der industriellen Produktion, die in Deutschland und anderen Industrieländern wohl über die nächsten Dekaden die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beeinflussen werden:
1. Industrie 4.0:
Die Erweiterung von klassichen Produktionssystemen durch Digitalisierung, Vernetzung, Software und Analytic, bis hin zu Cyber-Physischen Systemen (CPS) stellt den technoligischen Fortschritt von Produktionstechnologie, KI Integration und Vernetzung dar. Diese oft als „vierte industrielle Revolution“, oft in Deutschland als „Industrie 4.0“ bezeichnet, treibt die Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung in der Produktion voran. Dies umfasst die Vernetzung von Maschinen und Produkten, die Nutzung von Datenanalytik, das Internet der Dinge (IoT), die Einführung von Cyber-Physischen Systemen (CPS) bis hin zu KI Integration in alle Leitebenen der Produktion. Ein Schritthalten oder Anführen dieser Entwicklung kann je nach Branchenherausforderungen überlebenswichtig für Produktionsunternehmen in Hochlohnländern wie Mitteleuropa sein.

2. Nachhaltige Produktion:
Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen in der industriellen Produktion an Bedeutung. Darunter fallen beispielsweise CO2 Bepreisungen sowie Lieferkettengesetze. Unternehmen arbeiten daher an ressourceneffizienten Prozessen, um ihre ökologischen Fußabdrücke zu minimieren und den steigenden Umweltanforderungen gerecht zu werden.

3. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen:
Die Integration von KI und maschinellem Lernen in Produktionsprozesse ermöglicht fortgeschrittene Datenanalyse, Qualitätskontrolle, Predictive Maintenance und die Optimierung von Produktionsabläufen, sowie MES (Manufacturing Execution System) und APS (Advanced Planning System) Systeme mit KI Integration.
4. Demografischer Wandel:
Eine alternde Bevölkerung bei geringen Geburtenraten ist eine bedeutende Herausforderung für produzierende Unternehmen weltweit. Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, müssen produzierende Unternehmen Strategien entwickeln, um ihre Belegschaft zu diversifizieren, ältere Arbeitnehmer zu unterstützen, Wissenstransfer zu fördern und sich auf veränderte Marktanforderungen einzustellen. Dies kann die Implementierung von flexiblen Arbeitsbedingungen, lebenslangem Lernen und Talentmanagement-Programmen umfassen. Weiterhin bieten auch die hier beschriebenen Megatrends wie Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen, flexible Produktionssysteme, sowie Robotik und Automatisierung Chancen bezüglich den Herausforderungen des demografischen Wandels.


5. Flexible Produktionssysteme:
Hersteller müssen sich schneller an sich ändernde Marktbedingungen anpassen, indem sie flexible Produktionssysteme betreiben. Diese ermöglichen es, schneller auf Nachfrageänderungen zu reagieren und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Massen- und Großserienproduktion wird seit Jahren durch eine steigende Varianz zunehmend geringer. Lean als Philosophie steht hierbei für Verschwendungfreiheit, Flexibilität und kontinuierliche Verbesserung des Systems, konsequent ausgerichtet auf den echten Kundenbedarf. Dadurch ergeben sich Produktionssysteme, welche in kurzer Durchlaufzeit eine breite Varianz schnell und zuverlässig dem Kunden liefern können.
Typische Lean Effekte in der Produktion:
- sinkende Durchlaufzeit
- höhere Liefertreue
- sinkende Umlaufbestände
- geringere Kapitalbindung
- Umsatzsteigerungen durch gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit am Markt
- Insgesamt gesteigerte Gesamtproduktivität
Rein Kostengetriebene Ansätze leisten diese Ergebnisse nicht.
6. Additive Fertigung:
Additive Fertigungsverfahren wie der 3D-Druck revolutionieren die Produktion, da die Fertigung komplexer Bauteile und Prototypen vereinfacht werden. In Deutschland wird dieser Trend in verschiedenen Industrien, einschließlich der Luft- und Raumfahrt sowie des Automobilbaus, aktiv verfolgt. Mit steigender Leistungsfähigkeit additiver Fertigungsverfahren könnten bisher etablierte Fertigungsverfahren je nach Anwendung teilweise oder vollständig ersetzt werden. Gerade das Lasersintern aus metallischen pulverförmigen Grundstoffen mit anschließenden Wärmebehandlungen bietet hier fertigungstechnisch Alternativen zur klassischen mechanischen Bearbeitung von metallischen Werkstücken. Kosten- Nutzenvergleiche hängen hier stark vom Anwendungsfall und dem rasanten technischen Fortschritt und sinkenden Preisen des 3D Drucks ab. Jedoch sollten diese Chancen gerade für Prototypen, Vorrichtungsbau, kleinserien oder komplexe Bauteile definitv auf der Checkliste einer Fertigungsplanung in Betracht gezogen werden.
7. Robotik und Automatisierung:
Die Automatisierung von Produktionsprozessen ist sicher kein neuer Trend, setzt sich aber gerade unter zunehmendem Kostendruck und gleichzeitigem technischen Fortschritt weiter fort. Robotik wird in der Produktion zunehmend vielseitiger und interagieren enger mit Menschen als in der Vergangenheit. Die Fortführung dieses Trends wird daher auch als “kollaborative Robotik” bezeichnet.
8. Qualität und Sicherheit:
Qualitätssicherung und Arbeitssicherheit sind in Deutschland nach wie vor von hoher Bedeutung. Unternehmen müssen Qualität und Sicherheit in der Produktion kontinuierlich verbessern um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Durch ESG und weitere Trends sind auch steigende Standards in Bezug auf Qualität, Sicherheit und sozialer Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette zu erwarten.

9. Cybersicherheit:
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Produktion rückt die Cybersicherheit in den Fokus. Der Schutz vor Cyberangriffen ist von entscheidender Bedeutung. Fragen rund um Ausfallsicherheit, Zugriffe von Außen, Phishing, Backupsysteme und viele weitere Punkte werden für Produktionsunternehmen mit dem Grad an Vernetzung zunehmen. Auch können Unternehmen Ziele politischer Interessengruppen werden und sind dann noch stärkeren Risiken von Außen ausgesetzt.
10. Globalisierung und Lieferkettenoptimierung:
Die Globalisierung der Märkte, Handelskonflikte und globale Sicherheitslagen erfordert eine effiziente und verlässliche Lieferkettenoptimierung und damit aktives Supply-Chain-Management, um Produkte weltweit wettbewerbsfähig zu produzieren und zu vertreiben. Ein komplettes “Decoupling”, wie mancherorts diskutiert, wird von Industrie und Wirtschaft nicht als realistisch oder zielführend angesehen. Trends wie „Nearshoring“ oder „Friendshoring“ werden wohl weiter Beachtung finden. Aktives Supply-Chain-Management als Kompetenz eines Unternehmens wird daher weiter einen erheblichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Dabei wird es vermutlich von rein kostenoptimierten Ansätzen eher zu „Best Country Lösungen“ ausgerichtet werden.

11. Mensch-Maschine-Kollaboration:
Die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen zu optimieren ist ein entscheidender Faktor, um Automatisierung, Robotik, KI und weitere Trends in reale operative Performance umzusetzen. So können Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen, Flexibilität, Reduzierung von Engpässen und Stillstandszeiten bei gleichzeitig steigender Sicherheit durch eine enge Mensch-Maschine-Kollaboration von Robotik und Maschinen gesteigert werden. Eine funktionierende Mensch-Maschine-Kollaboration leistet so auch einen Beitrag zur Flexibiliät eines Produktionssystems, wenn Mitarbeiter schnell mit Robotik Interagieren können und durch den Menschen geführt auch eine breite Varianz an Produkten mit Robotikunterstützung produziert werden können.
Fazit:
Diese hier dargestellten Trends treten nicht isoliert auf, sondern sind oft miteinander verknüpft. Unternehmen der produzierenden Industrie sehen sich daher einer komplexen Herausforderung gegenüber, welche sich aus diesen Megatrends ergeben. Die spezifische Ausprägung der Trends können auch je nach Branche variieren. Industriell produzierende Unternehmen in Deutschland sollten diese Entwicklungen ernst nehmen und entsprechende Strategien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kernfrage könnte sein, wie ein Unternehmen in 5 oder 10 Jahren, mit Fortschreiten dieser Megatrends, weiterhin wettbewerbsfähig sein will.
Gerade der Deutsche Mittelstand hat diesbezüglich historisch immer wieder seine Innovationskraft und konsequente Anpassung an sich ändernde Kundenbedürfnisse und Märkte bewiesen. Dies sollte auch im Hinblick auf diese Megatrends vorteilhaft sein.
Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und eine klare Stratgie zur Orientierung sind für Unternehmen daher Eigenschaften, welche die dauerhfate Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.
Gerne unterstützen wir Sie bei der Weiterentwicklung Ihres Unternehmens zu noch mehr Wettbewerbsfähigkeit, auch und gerade im Hinblick auf diese Megatrends. Sprechen Sie uns gerne an!